SOAR steht für Security Orchestration, Automation and Response. Man stelle sich ein Orchester vor, das eine Symphonie erzeugt: Alle Mitglieder spielen Ihre Instrumente präzise und fehlerfrei – aber erst durch den Dirigenten wird daraus echte Musik.
Übertragen wir dieses Bild auf die Cybersicherheit eines Unternehmens: Antivirenprogramme, Firewalls, Monitoring-Tools, Analystenteams sind allesamt essenziell. Doch ohne einen „Dirigenten“, der sämtliche Maßnahmen koordiniert, entsteht schnell Chaos. Und wenn es um die Sicherheit einer gesamten IT-Infrastruktur geht, ist der Spielraum für Fehler minimal.
Hier kommt SOAR ins Spiel: Ein solches System erkennt nicht nur Bedrohungen, sondern unterstützt vor allem auch eine intelligente und strukturierte Abwehr – samt Automatisierungen. Es lässt sich dabei nahtlos mit ITSM (IT Service Management) verbinden, um ein Höchstmaß an Resilienz zu erreichen.
In diesem Beitrag erklären wir im Detail, was genau SOAR ist, wie es funktioniert, welche konkreten Vorteile es Unternehmen bringt und wie es sich mit ITSM-Prozessen integrieren lässt. Auf dieser Basis lässt sich eine robuste und ganzheitliche Strategie entwickeln, um sich bei Vorfällen wie externen Angriffen zu verteidigen.
Was ist SOAR? Eine praxisnahe Definition
SOAR bezeichnet eine Plattform, die Sicherheitsteams dabei unterstützt, Sicherheitsvorfälle strukturiert, automatisiert und dokumentiert zu erkennen, zu analysieren sowie zu behandeln. Anders als klassische SIEM (Security Information and Event Management) -Systeme, die primär beobachten und melden, leitet SOAR aktive Handlungen ein – koordiniert, übergreifend und technologiegestützt.
SOAR erhält Informationen aus unterschiedlichsten Quellen – wie Monitoring-Tools, Firewalls, Antivirenprogrammen, Authentifizierungssystemen und Endgeräten –, analysiert, korreliert und vergleicht sie mit vordefinierten Playbooks und löst bei Bedarf Reaktionen aus. Dabei kann es zum Beispiel darum gehen, ein Gerät zu isolieren, eine verdächtige Sitzung zu schließen, Zugriffe zu entziehen, ein IT-Ticket zu eröffnen oder verantwortliche sowie betroffene Teams zu benachrichtigen.
Doch damit nicht genug: SOAR leistet nicht nur Automatisierungen, sondern auch Folgendes:
- Die Software standardisiert Reaktionen, um Fehler zu vermeiden und einheitliche Abläufe sicherzustellen.
- Sie dokumentiert jeden Schritt; was für Sicherheitsteams ebenso wie für Audits und Compliance-Anforderungen besonders nützlich ist.
- Sie leitet die Kollaboration zwischen IT- und Sicherheitsteams ein, damit diese gemeinsam und gut aufeinander abgestimmt Vorfälle bearbeiten können.
Im Folgenden werfen wir einen genaueren Blick auf die drei Kernfunktionen von SOAR, die sich bereits aus dem Akronym ergeben.
Die drei Säulen von SOAR: Orchestration, Automation, Response
1. Orchestration
Hier handelt es sich um den strategischen Mittelpunkt von SOAR: Die Software verbindet sämtliche Systeme und Prozesse für Sicherheit zu einem einheitlichen Ganzen. Daraus entsteht so etwas wie eine Kommandozentrale, von dem aus sich jede Phase des Incident-Response-Prozesses zentral steuern lässt – ganz im Sinne des eingangs erwähnten Dirigenten.
2. Automation
Hier handelt es sich um einen Schlüsselbegriff der aktuellen digitalen Transformation. Aber was bedeutet er konkret? Mithilfe vordefinierter Playbooks und Skripte kann SOAR automatisch auf erkannte Bedrohungen reagieren.
Beispiele dafür sind diese:
- Endpunkt-Isolierung
- Zugriffssperrung
- automatisches Eröffnen von Tickets
- Benachrichtigungen an das SOC (Security Operations Center) -Team
Welche Maßnahmen genau greifen, hängt ganz von den konkreten Anforderungen und der Konfiguration des Systems ab.
3. Response
Der dritte Schritt ist die logische Konsequenz der ersten beiden. Mit einem gut funktionierenden SOAR-System verwalten Verantwortliche sämtliche Reaktionen auf Sicherheitsvorfälle. Das reicht von der ersten Analyse über die Bearbeitung bis hin zur abschließenden Dokumentation. Jeder Schritt ist dabei nachvollziehbar, lässt sich optimieren und bildet den Ausgangspunkt für kontinuierliche Verbesserung.
SOAR und ITSM: Zwei Seiten einer starken Einheit
ITSM steht für IT Service Management , es handelt sich dabei um die Gesamtheit der Prozesse, Tools und Best Practices, um IT-Dienstleistungen effizient und strukturiert zu erbringen sowie stetig zu optimieren. ITSM bildet damit das Fundament sämtlicher IT-Aktivitäten eines Unternehmens.
SOAR lässt sich als natürliche Erweiterung dieses Ansatzes im Bereich der Cybersicherheit verstehen. Beide Konzepte folgen einem prozessorientierten, systemischen Denken. Genau deshalb bietet ihre Integration eine besonders schlagkräftige Strategie gegen Bedrohungen.
Warum sollten SOAR und ITSM integriert werden?
Gemeinsam bilden SOAR und ITSM eine nahezu „natürliche“ Synergie: Sie helfen, organisatorische Silos aufzubrechen, Compliance-Anforderungen zu erfüllen, die IT-Infrastruktur widerstandsfähiger zu machen und die Customer Experience zu verbessern.
- ITSM liefert die nötige Methodik und Nachvollziehbarkeit in die Vorfallbearbeitung.
- SOAR sorgt für Tempo und intelligente Automatisierungen.
In der Praxis verwandeln sich ohnehin viele Sicherheitsvorfälle in IT-Vorfälle: Wenn zum Beispiel Malware einen Server lahmlegt, muss der Service Desk aktiv werden. Eine koordinierte Reaktion beider Bereiche ist in diesem Fall essenziell, um Risiken zu reduzieren, Zeit zu sparen und Kosten zu senken.
Ein praktisches Beispiel
Wird eine Anomalie erkannt, erstellt SOAR automatisch ein IT-Ticket. Das zugehörige Playbook startet Maßnahmen im Bereich IT und Security. Hier geht es zum Beispiel darum, Passwörter zu ändern, Patches zu verteilen und Netzwerke zu isolieren. Jeder Schritt wird im ITSM-System dokumentiert, was sich als ideal für Audits und als Grundlage für Verbesserungen erweist.
Wie funktioniert die Integration?
Die Umsetzung hängt stark von der Unternehmensstruktur, den vorhandenen Systemen und individuellen Zielen ab. Lösungen wie EV Service Manager bieten offene APIs (Schnittstellen), automatisierte Workflows und volle ITIL-Kompatibilität als perfekte Grundlage für maßgeschneiderte Integrationen.
Die wichtigsten Vorteile eines SOAR-Systems
Wir haben bereits über die Funktionen und den Nutzen von SOAR gesprochen.
Hier finden sich nun kompakt die wichtigsten Vorteile:
1. Schnellere Reaktionszeiten: Automatisierte Abläufe vereinfachen Analysen und verkürzen Entscheidungswege.
2. Geringe Fehleranfälligkeit: Wiederkehrende Aufgaben (z. B. IP-Prüfungen, Geräteisolierung) laufen standardisiert und fehlerfrei ab.
3. Bessere Übersicht: Alle Aktivitäten sind dokumentiert und nachvollziehbar, was Berichten und der Compliance zuträglich ist.
4. Effektivere Zusammenarbeit: IT und Security arbeiten enger zusammen, was zu schnelleren, nachhaltigeren Lösungen führt.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für SOAR?
Zum Abschluss wollen wir noch konkreter werden: In welchen Fällen lohnt sich der Einsatz eines SOAR-Systems?
Unter anderem kommen folgende Szenarien vor:
Fall #1: Zu viele Alerts
Bei Hunderten Alarmen täglich geht die Übersicht verloren. SOAR hilft, diese zu priorisieren und zu automatisieren.
Fall #2: Lange Reaktionszeiten
Wenn Entscheidungen manuell getroffen und genehmigt werden müssen, ist das Risiko hoch. SOAR beschleunigt den Prozess erheblich.
Fall #3: Keine Standards
Wenn jeder Analyst frei „nach Gefühl“ arbeitet, entstehen Inkonsistenzen. SOAR sorgt für klare, nachvollziehbare Abläufe.
Fall #4: Hohe Compliance-Anforderungen
In regulierten Branchen wie im Finanzbereich, Gesundheitswesen oder in der Verwaltung sind Dokumentationen essenziell. Dafür hält SOAR lückenlose Nachweise parat.
Fall #5: Von reaktiv zu proaktiv
SOAR ermöglicht den Paradigmenwechsel, Bedrohungen nicht nur abzuwehren, sondern auch aktiv zu vermeiden.
Fazit
In einer Welt, in der Cyberangriffe immer häufiger und raffinierter werden, liefert SOAR eine unverzichtbare technologische und strategische Antwort.
Und in Kombination mit modernen ITSM-Plattformen wächst dieses Potenzial enorm, was zu mehr Schutz, weniger Stress und zu einer deutlich höheren Resilienz führt.
FAQ
Was ist SOAR und welche Probleme löst es?
SOAR steht für Security Orchestration, Automation and Response. Es hilft Unternehmen, schneller auf Sicherheitsvorfälle zu reagieren, wiederkehrende Aufgaben zu automatisieren und die Zusammenarbeit zwischen Teams zu verbessern.
Welche Vorteile bietet die Integration mit ITSM?
ITSM sorgt für strukturierte Prozesse und lückenlose Nachvollziehbarkeit; SOAR ergänzt dies um Geschwindigkeit und Automatisierung.
Ist SOAR nur etwas für große Unternehmen?
Nein. Auch kleine und mittlere Unternehmen profitieren – insbesondere, wenn sie sensible Daten verarbeiten oder in regulierten Branchen tätig sind.